Payne´s Hof Ziegelei Jutta Payne

 


Selbstversorgerhof und Nutztierpark

Hahn, Huhn und Ei


Ein Hühnerküken wächst in sieben bis acht Monaten zu einer „legereifen“ Henne heran. Die Küken schlüpfen nach 21 Tagen Brut im Frühsommer, wenn es reichlich Nahrung in der Natur gibt. Sie sind Nestflüchter und laufen bereits am 2. Lebenstag munter und flink auf dem Hof und der Wiese herum – immer auf Futtersuche und gut behütet von der Mutter, der „Glucke“, die sie führt.

Die Glucke zeigt ihnen, wo Körnchen, kleine Würmer und Krabbeltiere zu finden sind. Hühner scharren den Boden auf und picken blitzschnell kleines Getier auf. Die Küken brauchen in der ersten Zeit weiches Futter, denn noch können sie keine Getreidekörner verdauen. Viel frisches Grün picken sie auch - sie zupfen an jungen Grashalmen und fressen Saat aus vielen verschiedenen Kräutern. Indem sie taufrische Grashalme durch den Schnabel ziehen, nehmen sie Wasser auf. Natürlich trinken sie auch aus bereit gestellten Wassernäpfen, die klein und flach sein müssen, damit sie nicht hineinfallen und ertrinken. Sehr wichtig ist es, daß sie an Sand und Erde kommen, weil sie kleine Steinchen schlucken, die im Magen für das Zermahlen von fester Nahrung, wie Getreidekörnern, sorgen. Alle Geflügeltiere haben Steinchen im Magen.

Die erwachsenen Hühner sind Allesfresser. Bei offener Witterung suchen sie den ganzen Tag über nach Futter auf der Wiese und im lockeren Boden – sehr beliebt ist der Komposthaufen. Ein einziges Huhn ruiniert innerhalb kürzester Zeit jeden Gemüsegarten, weil alles durchgescharrt wird auf der Suche nach Würmern und Käfern. Gras, Kräuter, Beeren, Obst, Getreide – alles steht auf dem Speiseplan.

Sobald die Küken von der Futtersuche ermüdet sind, beginnen sie zu frieren, denn ihr Flaum-Federkleid kann sie nicht ausreichend wärmen und sie sind noch die Wärme im Ei von 38 bis 40 Grad gewöhnt. Die Glucke erkennt den etwas kläglich klingenden Piepton, der sich schnell zum einheitlichen Crescendo der kleinen Schar steigert. Sie hockt sich nieder, breitet ihre Flügel aus, und ein Küken nach dem anderen verschwindet unter den warmen Federn der Mutter. Nun wird sich erst einmal aufgewärmt und erholt. Nur hin und wieder lugt ein Köpfchen hervor, schaut sich um und verschwindet schnell wieder.

Über Allem wacht der Hahn. Man hält einen Hahn für zehn bis zwölf Hennen – das ist die natürliche Art des Hühnervolkes. Übrigens braucht man keinen Hahn, damit Eier gelegt werden – die Hühner legen Eier mit oder ohne Hahn - nur, will man Eier mit potentiellen Küken darin – dann braucht man ihn unbedingt!

Der Hahn hält seinen Harem beisammen, zeigt gute Futterstellen auf und ist sehr fürsorglich. So frisst er eine fette Beute, wie einen dicken Wurm, nicht selbst sondern hält ihn den Hennen hin und lockt sie mit einem bestimmten Tonfall, ähnlich dem Gegacker der Glucke. Er erkennt Gefahren für seinen Hof und warnt mit lautem Gackern sobald ein Raubvogel am Himmel oder ein Fuchs am Wiesenrand erscheint. Mutig stellt er sich dem Angreifer, so lange die Hennen Schutz suchen unter Bäumen oder in den Stall flüchten. Es kommt vor, daß er selbst dann nicht mehr flüchten kann und zum Opfer wird. Mit Glück lässt er im Nahkampf nur Federn und nicht sein Leben. Er ist im Gegensatz zu den Hennen sehr wehrfähig, denn er ist wesentlich größer und kräftiger und mit zwei dolchartigen Sporen an den Beinen ausgerüstet.

Der Hühnernachwuchs beginnt mit zwei bis drei Monaten sein eigenes Hühnerdasein. Dann ist das Federkleid gewachsen und man passt auch nicht mehr unter die Glucke. Den hellgelben Küken sind weiße Federn gewachsen, die kräftig gelben sind in der Regel braun geworden und die schwarzen sind bei schwarz geblieben. Sobald die Tierchen nicht mehr von der Glucke geschützt sind, unterliegen sie der Hackordnung. Das Jungvolk beginnt auf der untersten Stufe der Hühnerleiter und muß sich erst zu höheren Rangplätzen vorarbeiten.

Zwei Drittel der Küken sind erfahrungsgemäß männlich, so daß das Aufziehen von Legehennen recht mühsam ist. In der industrialisierten Hühnerhaltung werden männliche Küken gleich nach Schlupf in der Brutmaschine aussortiert und zu Futter verarbeitet, da ein Aufziehen zu Fleischhähnchen sich für die Industrie nicht eignet – hierzu werden speziell fleischig gezüchtete Rassen verwendet.

In unserer artgerechten Haltung belassen wir die Hähnchen im Hühnerhof bis sie geschlechtsreif werden. Zu dieser Zeit beginnen sie, sich untereinander zu bekämpfen und ganz Mutige greifen gar den alten Hahn an – jeder möchte den Harem der Hühner für sich. So gehen sie dann auch bei uns einen unvermeidlichen Weg und werden zum Brathähnchen.

Die Hühnchen reihen sich in die Gefolgschaft der Hennen ein und wachsen über den Winter bis zum nächsten Frühjahr zur legenden Henne heran. Ihre ersten Eier sind die so genannten „Kükeneier“, anfänglich sehr klein, aber bis zum Sommer haben dann auch ihre Eier eine durchschnittliche Größe und ein Gewicht von 60 – 65 Gramm.

Eine Henne legt während der Legeperiode im Schnitt 5 Eier in der Woche. Im Frühling kann es auch sein, daß sie jeden Tag ein Ei legt. Weil wir den Hühnern täglich die Eier wegnehmen, beginnen sie nicht mit dem Brüten, dem eigentlichen, natürlichen Sinn des Legens. Das Huhn hat eine Vorstellung, wie das brutfertige Nest aussehen müsste – nämlich ein Gelege von acht bis zehn Eiern. Solange dieser Zustand nicht erreicht ist, legt die Henne weiter. Mit der gezielten Zucht der Hühner hat man erreicht, daß vielen Hennen der Bruttrieb gänzlich genommen wurde, da er unerwünscht ist in der industrialisierten Hühnerhaltung.

Die Sommermonate hindurch legt eine Henne regelmäßig ihre Eier, wobei diese von derselben Henne immer gleich aussehen. Bei der Haltung von wenigen Hennen, kann man somit sehen, welche Henne ihr Ei gelegt hat. Wir haben uns für einen bunten Hühnerhof entschieden und „sammeln“ Hühner. Es ist dann eine Überraschung, wie das Ei einer neuen Henne aussehen wird. Wir haben braune, weiße, graue, schwarze, gesprenkelte und mehrfarbige Hühner und täglich einen bunten Eierkorb. Mit Beginn der kälteren Jahreszeit im Herbst ebbt die Legeleistung der Hennen ab. Im kalten Winter werden fast keine Eier gelegt. Unsere Hennen werden dann keine Suppenhühner sondern erhalten eine gute Pflege und Zeit zum Erholen. So sind sie über mehrere Jahre gute Legehennen.

In der Eier-Industrie gaukelt man den Hühnern durch Haltung unter elektrischem Licht und bei Heizungswärme eine warme Jahreszeit vor. Vielleicht ist dieses Vorgehen noch akzeptabel. Allerdings ist es dies nicht mehr, sobald Medikamente und Hormone gegeben werden und das Huhn ausgemergelt und lebendig ausgeschlachtet wird bei einem kurzen, schnellen und erbärmlichen Leben mit anschließender inhumaner Entsorgung. Hier leidet das Tier und der Verbraucher zahlt mit seiner Gesundheit sehr viel später und teilweise unerkenntlich.


Das Ei

Das Ei ist allgemein leider zur Massenware verkommen und sein Wert als ausgezeichnetes, sehr individuelles Lebensmittel wird nicht mehr wahrgenommen.

Anders ist es bei uns – wir schätzen auch wieder das gute, altherkömmliche „Osterei“, welches früher eher nicht aus Schokolade war sondern ein hartgekochtes, gefärbtes Hühnerei!  Man sammelte im Frühling die ersten Eier, wenn die Hennen wieder mit dem Legen begannen – ein natürlich gehaltenes Huhn legt im Winter keine Eier -, um etwas Besonderes zum großen Osterfest zu haben. So begründet sich die Tradition um das Osterei.

Man beachte, daß die traditionellen Backwerke zur Weihnachtszeit keine Eier enthalten – siehe Christstollen, Lebkuchen, Pfeffernüsse usw.

Das Ei ist übrigens ein sehr lange haltbares Lebensmittel bei korrekter Lagerung. Es sollte dunkel und kühl gelagert werden. Ein regelmäßiges Wenden verhindert, daß sich das Dotter absetzt. So kann ein Ei über viele Wochen genießbar bleiben.

Der modernen Zeit auch nicht gänzlich abgeneigt, sind wir dazu übergegangen, rechtzeitig im Herbst Eier einzufrieren, um auch im Winter mit ihnen versorgt zu sein. Die Schnell-Gastronomie bedient sich übrigens auch eingefrorener Eier – z.B. für Spiegeleier.